Zwischen Mauer und Trabi – Gedanken von Nachwendekindern zur DDR

Ein Blick auf die DDR in unseren Gedanken

In unseren Gesprächen im Rahmen des Projekts und zu den Ergebnissen aus der Umfrage konnten wir also einige Unterschiede zwischen unserem jeweiligen Verständnis von der DDR feststellen, die jedoch auf den zweiten Blick gar nicht so verschieden sind. Beide verspüren wir mit dem Begriff Mauer eine Grenze, die mal mehr und mal weniger heute noch in den Köpfen unserer Familien existiert. Beide kennen wir die Stasi aus dem Schulunterricht und bleiben doch unsicher, was wir mit ihr verbinden sollen und beide haben wir verschiedene Geschichten zum Kultauto Trabi zu erzählen und müssen doch gleichermaßen an den heutigen Tourismus rund um die DDR denken. Ein ähnliches Bild zeichnete sich auch in den visualisierten Ergebnissen der Umfrage ab – es gibt einige Unterschiede, doch gerade in diesen lassen sich viele Gemeinsamkeiten finden.

In diesem Zusammenhang stoßen wir immer wieder auf die Frage: Haben wir nun untersucht, was Nachwendekinder mit der DDR verbinden oder kann unsere Projektseite selbst zum Untersuchungsgegenstand werden, um zu erfahren, wie Nachwendekinder von der DDR geprägt sind? Rückblickend sind wir überzeugt, dass unser Projekt ein wenig von beidem ist und es bleibt festzuhalten, was wir aus diesem spannenden (Selbst-)Experiment mitnehmen.

Wie unsere Kommiliton*innen und wir an diesem frühen Herbsttag waren auch unsere Freund*innen von der Idee, dass sie als Nachwendekinder ihre Gedanken zur DDR beschreiben sollen, überrascht. Auch auf die Frage, wie stark die ehemalige DDR das eigene Alltagsleben noch beeinflusst, antwortete ein Großteil ablehnend mit wenig oder gar nicht.

Säulendiagramm mit den Ergebnissen aus der Umfrage zum heutigen Alltagseinfluss der ehemaligen DDR
Ergebnisse der Umfrage zum heutigen Alltagseinfluss der ehemaligen DDR [Bild: Josephine Kuban, 16. März 2019, Eigene Grafik]

Trotzdem fiel allen etwas ein, was sie auf Anhieb mit der DDR verbinden und gemeinsam entstand eine interessante Übersicht. Ob diese Verbindungen nun von öffentlichen Debatten zur DDR oder aus generationsübergreifender Familienkommunikation stammen, ob sie typisch für Nachwendekinder sind oder auch unter älteren oder jüngeren Gruppen zu finden wären, bleibt für uns im Rahmen dieses Projektes verschleiert.

Doch zumindest uns selbst hat die Arbeit an diesem Thema dazu angeregt, zu überlegen, ob und wie die DDR auch dreißig Jahre nach ihrem Ende in unserer Gedankenwelt und unserem Lebensalltag präsent ist. Darüber sind wir mit gleichaltrigen Freund*innen, mit Kommiliton*innen und auch unseren Familien in den Dialog getreten und hoffen, hiermit auch andere zu austauschenden Gesprächen über Erfahrungen, Erinnerungen und Vorstellungen zur DDR zu motivieren.

Titelbildnachweis: Die Grafik zeigt die drei häufigsten Gedanken von Nachwendekindern [Bild: Julia und Tabea Baumann, 19. März 2019, Eigene Grafik