„Ketchup und Pflaumenmus für eine Schallplatte“

Geschichten über den Konsumalltag in der DDR

Ein Beitrag von Laura Zimmermann und Vivien Püschel

Das Projekt

Knapp 30 Jahre sind vergangen und doch ist die Geschichte der DDR noch lange nicht erzählt. Zu häufig wird das Leben hier auf das innerhalb einer Diktatur reduziert. Ein Leben, in welchem kaum Individualität möglich gewesen sein soll, ein Leben ganz dem Staat und seiner regierenden Partei verschrieben. Im öffentlichen Diskurs häufig als unterdrückte Masse etikettiert, wurde mit der Zeit vergessen, den Menschen selbst zuzuhören. Es wurde vergessen, ihren ganz eigenen Geschichten zu lauschen, die uns noch viel mehr über das Leben in der DDR preisgeben können, als es uns vielleicht bisher bewusst war. Gefangen zwischen den öffentlichen Meinungen über das Leben in der DDR und den verschiedenen Eindrücken, welche uns unsere Familien unterschwellig innerhalb unserer Erziehung oder auch in direkten Erzählungen vermittelten, stellte sich uns „Nachwendekindern“ immer drängender die Frage: Welche Erinnerungen bleiben wirklich 30 Jahre nach dem Mauerfall? Welche Erzählungen sollen unser Bild von einem Leben innerhalb der realsozialistischen Diktatur bestimmen?

Berlin, neues HO-Kaufhaus, Foto: Bundesarchiv (4. April 1949) Bild 183-S84361 / CC BY-SA 3.0

Das Konsumieren stand im Mittelpunkt des Lebens

Als wir uns auf die Suche nach Antworten machten, erinnerten wir uns an vergangene Gespräche mit unseren Familien. Die Familie der einen lebt seit Generationen in den alten Bundesländern, die der anderen im Osten Berlins. Trotz unseres unterschiedlichen Aufwachsens und den verschiedenen Narrativen, welche uns über das Leben in der DDR von unseren Familien mitgegeben wurden, erschien uns beiden ziemlich schnell die vage Idee einer Erzählung, welcher wir nachgehen wollten.

Frauen stehen vor einem Laden Schlange, Foto: Bundesarchiv (April 1948), Bild 183-2005-0813-520 / Blunck / CC-BY-SA 3.0

Denn bei den Gesprächen mit einzelnen Mitgliedern unserer Familien stachen trotz der verschiedenen Perspektiven immer wieder Äußerungen darüber hervor, was die ehemaligen Bürger*innen der DDR hatten und was sie haben wollten. Das Konsumieren stand scheinbar im Mittelpunkt des Lebens.

Normale Gebrauchsgegenstände werden zu echten Luxusgütern

Diese Aussage mag zunächst nicht weiter verwunderlich sein, leben wir doch in einer ganz ähnlichen Zeit, in welcher uns durch den Fortschritt des Internets und der Werbeindustrie nichts anderes signalisiert wird, als ständig kaufen und konsumieren zu können. Doch nähere Bemerkungen über das unterschiedliche Konsumverhalten von ehemaligen “Ossis” und “Wessis” ließen uns aufhorchen. Dass Dinge, welche in der BRD normale Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens waren, in der DDR echte Luxusgüter verkörperten, war für uns ein unvorstellbarer Gedanke. Doch das Narrativ, welchem wir auf den Grund gehen wollten, nahm Gestalt an. Dachten wir bis dato über das Konsumverhalten in der ehemaligen DDR nach, verbanden wir dieses sofort mit klischeebehafteten Bildern, wie langen Schlangen vor einem Supermarkt, Lebensmittelknappheit und leeren Regalen. Noch heute werden Witze über den “Ossi” gemacht, der keine Bananen und keine Orangen kannte. Waren Farbfernseher, Jeans, Schallplatten und parfümierte Seife wirklich Produkte, die sich im Osten nur wenige leisten konnten und den vermeintlich wohlhabenderen Westbürger*innen geneidet wurden?

East Berlin supermarket 1989, Foto: Vaizey, Hester: Born in the GDR. Living in the Shadow of the Wall, London 2006.

Auf der Suche nach Antworten

Wie sollten wir nun erfahren, wie das Konsumverhalten beziehungsweise der Konsumalltag in der DDR wirklich aussah? Bei jedem Treffen fragten wir fortan, was den Eltern, Großeltern und anderen Bekannten zum Konsumieren in der DDR einfällt. Herauskamen hierbei wirklich interessante und unterschiedliche Betrachtungen des Themas. Schnell war uns klar, dass wir viele potentielle Interviewpartner*innen vor uns hatten. Gleichzeitig stand eine große Frage im Raum: Wie viele ehemalige “Ossis” und wie viele ehemalige “Wessis” sollten wir interviewen?

Blick auf den Eingang des HO Warenhauses I (Nebenstelle), Foto: Deutsche Fotothek‎ / CC-BY-SA 3.0

Ein häufiger Kritikpunkt von ehemaligen DDR-Bürger*innen bei der Auseinandersetzung mit dem Leben in der DDR ist es, dass die Bürger*innen der alten Bundesländer ihre Meinung hierzu öffentlich kundtun, ohne zu wissen, wie die Wirklichkeit in der DDR aussah. Dürfen die “Wessis” unsere Erzählung über den Konsumalltag in der DDR ebenfalls mitprägen?

Der Westen im Osten

Bei unserer Suche nach Zeitzeug*innen haben wir uns weniger die Frage gestellt, von wo eine Person kommt, sondern vielmehr die Erzählung selbst in den Mittelpunkt gestellt. Denn wenn die “Ossis” sich wirklich nach den Produkten aus dem Westen verzehrten, warum sollte dann nicht auch ein “Wessi” eine spannende Perspektive darüber aufmachen können? Mit diesen Gedanken im Hinterkopf, führten wir in den letzten Wochen Interviews mit Verwandten und Bekannten. Herausgekommen sind sechs ganz eigene Geschichten über das Konsumieren in der DDR und Antworten auf die Fragen, wie viel Einfluss der Westen auf den Konsumalltag im Osten hatte, ob ihnen wirklich etwas gefehlt hat und auf welche “Ostprodukte” sie noch heute bewusst zurückgreifen.

Doch lest selbst!

Blick in die Konsum-Kaufhalle am Röderplatz in Berlin-Lichtenberg (1974), Foto: Bundesarchiv, Bild 183-N0220-0004 / CC BY-SA 3.0

Die Interviews

Geschichten einer Verkäuferin
Interview mit Birgit Liese

„Verhungert oder verdurstet ist niemand in der DDR. Aber der Geschmack ließ einfach zu wünschen übrig.“

Wir treffen uns mit der im Jahr 1966 geborenen Birgit Liese in ihrem Wohnzimmer. Sie ist ehemalige Bürgerin der DDR, aufgewachsen in Berlin-Pankow. Es ist sehr modern und gemütlich eingerichtet. Spuren aus ihrem früheren Leben in der DDR sind hier auf dem ersten Blick nicht zu sehen. Doch das macht nichts, schließlich möchten wir ihr heute Erinnerungen an ihren Konsumalltag in der DDR entlocken und keinen sozialistischen Einrichtungscheck vornehmen. Sie macht für uns drei Tee und wir starten direkt in das Interview.

Deine Mutter war Verkäuferin. Welchen Einfluss hatte das auf deine Kindheit und Jugend?

Wir mussten dank der Arbeit unserer Mutter im HO-Geschäft auf nichts verzichten. Sie arbeitete ja direkt an der Quelle. Doch auch ich war an den Besorgungen der Familie beteiligt, da ich die Einkaufsbeauftragte der Familie war.

Das bedeutete, dass ich mich regelmäßig in die langen Schlangen vor dem Fleischer und dem Bäcker bei uns um die Ecke einreihte. Hier fing wirklich der frühe Vogel den Wurm. Die Bäckerei backte täglich eine bestimmte Anzahl von einer Sorte Brötchen und wenn ich endlich an der Reihe war und diese Sorte alle war, dann hatte ich auch keine Chance, dass die Bäckerei noch in ihrer Backstube etwas davon auf Lager hatte. Und in den Ferien durfte ich schon als Jugendliche in der Kaufhalle aushelfen. Das hat mir richtig Spaß gemacht.

Hat das deinen Wunsch gefestigt, ebenfalls Verkäuferin zu werden?

Ja, auf jeden Fall. Seit den positiven Erfahrungen als Aushilfe in der Kaufhalle hatte ich den Wunsch, selber irgendwann Verkäuferin zu werden. Das war in vielerlei Hinsicht ein klasse Job – direkt an der Quelle und immer unter Menschen.

Erinnerst du dich trotzdem an irgendwelche Engpässe in der DDR?

An einen direkten Engpass nicht, aber es gab von viel zu vielen Dingen einfach immer nur eine geringe Anzahl. Deshalb hat man auch an einigen Tagen so viele Schlangen vor den Kaufhallen und Läden gesehen. Bananen, Orangen, Melonen und sogar Gurken wurden zum Beispiel vom Osten nur über Devisen eingekauft. Das Obst wurde extra immer vor der Kaufhalle verkauft, weil die Schlangen sonst durch den ganzen Laden gegangen wären. Das wäre in einem totalen Chaos geendet.

An dieser Stelle fallen mir noch die Feinfrosterdbeeren als Mangelware ein. Die gab es nur zweimal im Jahr zu kaufen, weshalb sich riesige Schlangen in den Kaufhallen bildeten. Ich kann mich noch sehr gut an die Lautsprecherdurchsagen erinnern, dass bitte jeder nur zwei Tüten von den Feinfrosterdbeeren nehmen darf. Oder die Wochenpost, eine Zeitung, die nur alle 14 Tage in die Kaufhallen kam. Wenn es einer dieser Mittwoche war, habe ich mich fast gar nicht getraut, den Laden aufzuschließen. Die Leute haben sich um diese Zeitung im wahrsten Sinne des Wortes geprügelt. Es war einfach eine viel zu kleine Auflage. Ich bin mir sehr sicher, dass die Regierung das genau wusste. Aber manipuliert wurde eh ständig. Der Konsum-Laden, in welchem ich gearbeitet habe, war ganz in der Nähe des Schlosses Niederschönhausen. Hier empfing Erich Honecker auch seinen Besuch. Fuhr er mit diesem auf dem Weg zum Schloss an der Kaufhalle vorbei, mussten sich Schlangen schnell auflösen, damit es für seinen Besuch nicht so aussah, als wenn es Engpässe in der DDR gibt.

Da hast du ja so Einiges mitbekommen in deinen Jahren als Verkäuferin.

Ja, das stimmt. Ich habe mit der Zeit die ein oder andere merkwürdige Geschichte erlebt. Ein totales Mysterium in meiner Zeit als Verkäuferin war zum Beispiel das Berliner Bier. Das gab es nicht immer zu kaufen. Doch wenn wir es im Laden hatten, kam es in braunen und grünen Flaschen. Abgesehen von der Flaschenfarbe gab es keinen Unterschied bei dem Bier. Doch trotzdem kauften die Leute immer erst die braunen Flaschen und danach die grünen Flaschen, weil sie gedacht haben, dass durch die hellere Flaschenfarbe und dem erhöhten Lichteinfall das Bier anders schmeckt. Was natürlich Blödsinn war, aber das Gerücht hielt sich das ganze DDR-Regime durch.

Warst du trotzdem auch in einem Intershop einkaufen?

So richtig erst als ich meinen Lebensgefährten kennengelernt habe. Er hatte häufig Westgeld, sodass wir viel im Intershop einkaufen gehen konnten. Teuer war es trotzdem. So teuer, dass man es heutzutage kaum mehr nachvollziehen kann. Für alles musste man eine Ewigkeit sparen. Oder Beziehungen haben. Ohne Beziehungen ging sowieso nichts in der DDR.

Denkst du, dass Diebstahl ein Problem in der DDR war?

Was meinst du, was die untereinander geklaut haben in den Läden? Ich kann nur sagen, dass Honeckers Leitspruch, dass aus den Betrieben noch viel mehr rauszuholen ist, von vielen Leuten sehr wörtlich genommen wurde.

Auf welchen Konsumgegenstand greifst du heute noch ganz bewusst zurück?

Auf den Werder Tomatenketchup. Sonst kaufe ich schon eher Produkte aus dem Westen ein. Die schmecken mir einfach in den meisten Fällen besser. Das klingt jetzt so, als wären die Lebensmittel im Osten der totale Müll gewesen. Verhungert oder verdurstet ist niemand in der DDR. Aber der Geschmack ließ einfach zu wünschen übrig. Das hat man vor allem dann mitbekommen, wenn man mal ein Produkt aus dem Westen probiert hat.

Und was ist der Konsumgegenstand, welcher dich noch heute besonders stark an die DDR erinnert?

An die DDR erinnern mich eher einzelne Gerichte als direkte Waren. Außer vielleicht noch Rotkäppchen Sekt. Den verbinde ich schon sehr mit der DDR.

Haste wat, biste wat - Geschichten aus einem vermögenden Hause
Interview mit Marcel Püschel
„War irgendwo eine Schlange, haben sich viele Ossis immer gleich mit angestellt. Ich wette, die wussten nicht einmal für was.“

Wir treffen den 1971 geborenen Marcel Püschel an einem Sonntagabend in einem Café in Berlin-Prenzlauer Berg. Es ist einer meiner Lieblingsorte; Ein Café, das sich ab 20 Uhr in eine Bar verwandelt und die Menschen mit seinem Interior aus der BRD und DDR bis in die frühen Morgenstunden für einen oder mehrere Drinks in eine andere Zeit zurückreisen lässt. Wir können bereits beim Betreten des Ladens sehen, wie sich unser Zeitzeuge beim Anblick des Innenraums anfängt wohlzufühlen. Während wir unsere Drinks bestellen, erzählt er uns schon ein wenig von seiner Kindheit in Ostberlin. Wir setzen uns in eine gemütliche Ecke und starten direkt in das Interview.

Was ist der Konsumgegenstand, welcher dich bis heute an die DDR erinnert?

Spontan würde ich jetzt auf jeden Fall die Schlager-Süsstafel nennen.

Wie schmeckt die?

Die schmeckt eben, wie eine Ost-Schokolade so schmeckt. Und Bambina, die mit der blau-weißen Verpackung. Die esse ich auch heute noch gern.

War der Geschmack dieser Schokoladen ähnlich wie der von Schokolade aus dem Westen?

Nein. Der Unterschied zum Geschmack der West-Schokolade war früher extrem. Die Schokolade in der DDR war nicht so süß. Deshalb waren die überzuckerten West-Süßigkeiten eine wahre Geschmacksexplosion. Club-Cola erinnert mich übrigens ebenfalls sehr an die DDR. Und komischerweise Pepsi. Früher wollte ich immer nur Pepsi trinken, die hat einfach so gut und einmalig geschmeckt. Wenn ich heutzutage nach einigen Monaten des Verzichts eine Pepsi trinke, fühle ich mich zurück in meine Kindheit im Osten katapultiert. Auch wenn sie ein West-Produkt war. So wie das mit Geschmäckern funktioniert, ist das aber auch mit den Gerüchen. Wenn man früher in einen Intershop gegangen ist, was heute ein ganz normaler Supermarkt ist, hat alles total gut gerochen. Heute riecht man das gar nicht mehr, weil die Nase einfach verwöhnt ist.

Erzähl uns bitte von deiner Kindheit und Jugend bei deinen Eltern. Wie viel hattet ihr Kinder mit dem Einkauf zu tun?

Einkaufen ist immer unsere Mutter gegangen. Wir Kinder sind so gut wie nie alleine einkaufen gegangen, denn wir haben dann eh immer das Falsche mitgebracht. Früher gab es nur Konsum und HO-Geschäft. Dort hat unsere Mutter immer die Grundnahrungsmittel eingekauft. Weil wir aber mehr Geld hatten als viele andere von unseren Bekannten und Freunden, haben wir auch einiges immer in den Delis eingekauft. Somit waren wir ziemlich verwöhnt als Kinder. Unser Vater hat bei der MITROPA sehr gut verdient. Unsere Mutter ist später auch wieder arbeiten gegangen. Aber eher aus Langeweile, nicht weil sie es aus finanziellen Gründen gemusst hätte.

Hattet ihr abgesehen von dem sehr guten Verdienst weitere Vorteile durch die Arbeit deines Vaters bei der MITROPA?

Ja, durch seine Arbeit hatten wir immer viel Westgeld zuhause. Allein dadurch hatten wir Vorteile gegenüber manch anderen. Wir sind durch das Westgeld an Sachen herangekommen, da haben andere nur von träumen können.

Was wolltest du immer haben, konntest es aber nie oder nur sehr schwer bekommen?

(Überlegt.) Das Schlimme an der Sache ist, dass mir gerade nicht nur nichts einfällt, sondern mir auch bewusst wird, dass wir wirklich immer alles bekommen haben. Nehmen wir einmal meine Jugendweihe. Ich habe neben der Feier und den schicken Anziehsachen an sich, was ja schon ein kleines Vermögen gekostet hat, auch noch um die 1000 Ostmark und 250 Westmark geschenkt bekommen. Oder als ich ein Moped fahren wollte, habe ich mit 15 gleich den Mopedführerschein machen können und auch noch ein Moped geschenkt bekommen. Jaja, wir wurden schon verwöhnt. Mein Bruder und ich hatten eine sehr gute Kindheit.

Denkst du, du hattest auch einen Vorteil durch dein Leben in der Großstadt Berlin?

Auf jeden Fall. Wir Berliner sind häufiger an verschiedenes Obst herangekommen. Meine Familie hatte jedoch sogar immer Bananen und Orangen im Haus. Mein Onkel war nämlich Fernfahrer beim Obst- und Gemüsehandel. Früher waren Beziehungen sehr viel wert. Trotz des klassenlosen Gehabe warst du in der DDR nur wer, wenn du auch was zu bieten hattest.

Erinnerst du dich an einen Produktengpass?

Nein. Wir sind ja häufig im Deli einkaufen gegangen. Da hat zwar ’ne Dose Pfirsiche um die 7 DDR-Mark gekostet, aber wir hatten es ja. An was es der DDR wohl nie gemangelt hatte, war auf jeden Fall Fleisch. Das gab es meiner Erinnerung nach immer im Angebot.

Glaubst du, dass es dir besser ging als einigen deiner Klassenkameraden?

Auf alle Fälle. Da fällt mir eine Weihnachtsfeier in meiner Klasse ein. Wir haben gewichtelt. Ich habe eine Klassenkameradin gezogen. Typisch Junge wie ich war, habe ich das meiner Mutter einen Abend vorher mitgeteilt.

Meine Mutter machte daraufhin unseren Schrank auf um zu gucken, was wir denn für ein Mädel im Angebot hatten. Sie packte ihr ein „kleines“ Geschenk zusammen aus West-Schokolade, Kaugummis, einer guten Strumpfhose und einer Seife aus dem Westen, Fa war das. Am nächsten Tag haben wir alle unsere Wichtelgeschenke in einen Sack gepackt. Der Sack roch wegen der Seife einfach himmlisch für alle. Für mich war der Geruch ja nichts Neues. Als das Mädel ihr Geschenk geöffnet hatte, ist sie fast umgekippt vor Freude. Für mich war das Alltag, ein paar Kleinigkeiten. Hört sich jetzt vielleicht im Nachhinein traurig an, aber das steigerte natürlich auch ein wenig deinen Beliebtheitsgrad. Frei nach dem Motto „Haste wat, biste wat“.

Hattest du auch Verwandte oder Bekannte im Westen?

Ja. Das kam auch noch dazu. Opa Lothar und Oma Gerda haben in Neukölln und Britz gewohnt und sind zweimal im Jahr zu uns herübergekommen. Natürlich haben sie dann riesige Pakete mitgebracht, auf welche wir Kinder uns natürlich trotz allem, was wir normalerweise auch häufiger zuhause hatten, wie die Geier gestürzt haben. Denn auch wenn wir vieles hatten, war es eben doch immer aufregend zu sehen, was es Neues drüben im Westen gab.

Was war in den Paketen aus dem Westen unter anderem immer so drin?

Puh, was war typischerweise drin – Auf jeden Fall tonnenweise Süßigkeiten wie Toffifee, Raider, Vaters gute Pulle Whiskey und Westgeld. Seife haben sie uns zum Beispiel nur selten mitgebracht, die kauften wir ja immer selbst in den Delis oder in den Intershops.

Was war das Schönste, das du dir je selbst gekauft hast?

Da fällt mir jetzt nichts ein. Außer vielleicht, dass ich mir ab und zu nach meiner Arbeit mal gegönnt hab, etwas essen zu gehen. Wie zum Beispiel beim Ketwurst Laden in der Schönhauser Allee oder im Burgerladen Grillietta. Da gab es die typischen Ostburger, mit Ananas oder Champignons drauf. Sich vom eigenen Gehalt etwas Leckeres hier und da leisten zu können, war auch schon etwas Besonderes.

Standest du auch mal Schlange?

Nein. Aber dass das Schlange stehen im Osten ein typisches Bild vom Leben in der DDR vermittelt, das stimmt wirklich. War irgendwo eine Schlange, haben sich viele Ossis immer gleich mit angestellt. Ich wette, die wussten nicht einmal für was. Wir brauchten das nicht zu tun. 

Und seid ihr auch mal im Westen gewesen?

Man durfte nur in den Westen, wenn man Verwandte ersten Grades drüben hatte. Oder besondere Anlässe anstanden wie Hochzeiten und Beerdigungen. Da meine Eltern beide im Osten lebten, hatte ich kein Anrecht darauf, zum Beispiel meine Großeltern drüben zu besuchen.

Meine Eltern hatten zwar beide ihre Eltern im Westen, doch nur meine Mutter durfte ihre Verwandten dort besuchen fahren. Da mein Vater bei der MITROPA gearbeitet hat und Verwandte im Westen hatte, durfte er nicht rüberfahren, wegen der Gefahr, dass er aus der DDR flüchtet. Diejenigen, die bei der MITROPA arbeiteten und keine Verwandten im Westen hatten, durften zum Beispiel ab und zu rüber. Aber wir waren eh Leute, die gar nicht abhauen wollten. Uns ging es doch sehr gut. Wir hatten alles, warum also abhauen oder es durch viele Besuchsanträge riskieren, dass der Staat ein Auge auf uns hat?

Also kannst du die aktuelle Ostalgie gut nachvollziehen?

Durchaus. Die Menschen sehnen sich doch häufiger nach dem Vergangenem.

Und heute? Auf welche Produkte aus der DDR greifst du bewusst zurück?

Oh, das ist eine Menge. Ich erinnere mich ja auch gerne an diese Zeit zurück. Das wären zum einen Malzbier Sternburger Doppelkaramel aus Leipzig, die Club Cola natürlich, und Süßigkeiten wie Bambina, Schlager Süsstafel und Krokant Spitzen aus Wernigerode. Und klassisch Bautzener Senf mittelscharf und Werder Ketchup. Auch im Osten sind so einige gute Produkte zusammengekommen. Denn nicht alles Gute kam aus dem Westen. Das ist mir heute auf jeden Fall bewusst.

Erzählungen von einer Kindheit auf dem Lande
Interview mit Doreen Gidde
„Ketchup und Pflaumenmus für eine Schallplatte. Das klingt jetzt so verrückt, aber damals waren diese Dinge wertgleich.“

Heute verschlägt es uns in den Berliner Bezirk Pankow, wo wir unsere nächste Zeitzeugin treffen. Doreen Gidde wurde 1967 als Tochter einer Buchhalterin und eines Pfarrers in dem Dorf Kleinjena geboren. Hier verbrachte sie den Großteil ihrer Kindheit und Jugend. Heute erzählt sie uns ihre ganz persönliche Geschichte vom Konsumieren in der DDR.

Hattet ihr direkt in eurem Dorf die Möglichkeit, einkaufen zu gehen?

Ja, in unserem Dorf gab es einen Konsum, in dem meine Familie häufig einkaufen gegangen ist. Die Auswahl war nicht riesig, deshalb musste man einfach jeden Tag einmal gucken gehen, was es so gab. Gab es aber mal etwas Besonderes, wie Bananen oder Orangen aus Kuba, wussten mithilfe des Dorffunks ziemlich schnell alle Leute Bescheid. Der Vorteil an einem Konsum in einem Dorf war, dass man sogar anschreiben konnte. Das haben einige Leute genutzt. Hatte ich selber als Kind mal 20 Pfennig zusammen oder noch von etwas anderem übrig, bin ich gerne zu dem Konsum gegangen und habe mir eine Rolle mit Dropsen oder auch die kleinen Lutscher, die auch als Pfeifen fungierten, gekauft. Das war immer etwas Besonderes für uns Kinder. Da kam man sich ganz groß vor. Häufig hat die Mutti aber auch mal etwas aus Naumburg mitgebracht. Da gab es natürlich mehrere Einkaufsmöglichkeiten.

Hattest du das Gefühl, dass euch Konsumgüter auf dem Dorf immer erst später, in einer kleineren Anzahl oder gar nicht erreichten?

(überlegt.) Eigentlich hatten wir alles, was man so gebraucht hat. Zu der Zeit war man aber auch nicht so anspruchsvoll. Es gab immer mal besondere Dinge, wie zum Beispiel Karlsbader Oblaten, Ketchup und weiteres. Da musste man schnell sein. Oder wenn es Schaumküsse gab, dann bist du auch sofort zum Laden gerannt. Aber wir hatten auch Glück mit der Frau, die unseren Dorfkonsum geführt hat. Die war echt auf Zack. Und viele Sachen gab es auf dem Dorf eben einfach auch. Wie zum Beispiel Obst und Gemüse.

Also hattet ihr die Möglichkeit, selber Gemüse anzubauen oder Vieh großzuziehen?

Ja, wir hatten einen Garten, wo wir vor allem Salat und Tomaten angebaut haben. Also frisches Gemüse hatten wir schon immer zuhause. Irgendeiner im Dorf hatte auch immer ein Schwein, dem viele Dorfbewohner ihre Essensreste gebracht haben, damit sie bei der Schlachtung beteiligt wurden. Das war immer ein richtiges Fest, denn so eine Schlachtung dauerte den ganzen Tag. Einfach alles an dem Schwein wurde zu Würsten verarbeitet und aus den Resten wurde dann noch eine große Schlachtsuppe gemacht.

Hattet ihr auch Zugang zu Westgeld?

Mein Vater wurde als Pfarrer teils von der Westkirche bezahlt. Jeden Monat erhielt er zu seinem Ostgehalt von 500-600 Mark noch eine ähnliche Summe an Westgeld. Dieses Geld hat mein Onkel im Westen verwaltet. Brauchten wir dann etwas, haben wir meinem Onkel Bescheid gegeben und der hat das mit dem Westgeld meines Vaters dann besorgt und bezahlt und entweder als Paket zu uns geschickt oder bei seinem nächsten Besuch mitgebracht.

Wie häufig habt ihr Pakete aus dem Westen bekommen?

So ungefähr alle ein bis zwei Monate kam ein Westpaket bei uns zuhause an. Trotz der Häufigkeit freuten wir uns jedes Mal sehr darüber. Wie diese Pakete immer gerochen haben, einfach wunderbar. Durch das Westgeld unseres Vaters hatten wir eigentlich immer Nutella zuhause, Zutaten für Stollen zu Weihnachten und das im Osten so heißbegehrte Zitronat. Die Schokolade aus den Paketen hortete Mutti allerdings immer für Geburtstage und Weihnachten.

Wie häufig besuchten euch eure Westverwandten im Jahr?

Das war immer einmal im Jahr. Da kamen mein Onkel und meine Tante mit ihren fünf Kindern. Mein Vater ging vorher los in die Brauerei, um ein Fass Bier und ein Fass Brause zu kaufen. Unser Haus war von oben bis unten voll mit Menschen in diesen Tagen. Diese Besuche waren immer mit tollen Unternehmungen verbunden. So sind wir zum Beispiel manchmal auch in ein Restaurant essen gegangen, das war etwas ganz Besonderes für uns. Für unsere Westverwandten war das jedes Mal etwas merkwürdig, da man erst einmal vor dem Restaurant in einer Schlange stand, bis man dran war und einen Platz zugewiesen bekam. Häufig aßen wir aber doch zuhause. Wenn sie dann wieder abgefahren sind, hat unser ganzes Haus noch wochenlang wunderbar gerochen – Nach allem Guten, nach Westen eben. Genauso hat es auch in den Intershops immer gerochen, diesen intensiven Geruch kann man sich heute kaum mehr vorstellen.

Was haben euch eure Westverwandten dann immer so mitgebracht?

Ach, alles Mögliche. Einige Anziehsachen und neuwertige Strumpfhosen, vor allem aber Seife und Weichspüler. Die Seifen wanderten immer sofort in unsere Kleiderschränke, damit die Anziehsachen schön frisch dufteten. Die Seifen aus dem Westen haben einfach so viel besser gerochen, wunderbar parfümiert. Es ist allerdings leider auch nicht immer alles bei ihren Besuchen mit angekommen, denn unser Onkel und seine Familie wurden bei der Grenze immer unglaublich gefilzt. Auch die Pakete an uns wurden immer vorab geöffnet und einige Dinge entnommen. Manchmal wurde ein Zettel reingelegt, auf welchem stand, was bei der Kontrolle entnommen wurde, manchmal aber auch nicht.

Kannst du dich an etwas erinnern, was bei der Kontrolle einbehalten wurde?

Ja, häufig wurden die Matchbox Autos einbehalten. Da gab es ja zum Beispiel auch so kleine Panzer von. Die sind nicht durchgekommen. Das war sehr schade, denn die Matchbox Autos waren immer eine große Sache für uns Kinder.

Gab es für deine Verwandten aus der BRD auch etwas in der DDR, was sie gerne gekauft haben?

Oh ja. Sie wollten jedes Mal in Buchläden und Schallplattengeschäfte gehen, da wissenschaftliche Bücher und Klassiknoten für das Klavier hier viel günstiger waren als drüben im Westen.

Wieder zurück zu dir: Gab es in deiner Kindheit und Jugend etwas, was du unbedingt wolltest, dir aber leider nicht leisten konntest?

Da erinnere ich mich vor allem an ein Fahrrad. Ich wollte wirklich gern eins haben, das war ja auch sehr sinnvoll in meinem Alltag und meiner Umgebung. Aber Fahrräder waren wirklich teuer. Da hieß es kreativ zu werden. Also baute ich mir über Monate hinweg selbst eins aus vielen Einzelteilen zusammen. So war es bei vielen Dingen. Statt sich Schallplatten oder Kassetten teuer neu zu kaufen, habe ich mir Leerkassetten besorgt, auf welche ich selber die Lieder, die ich haben wollte, drauf spielte. Da saß ich stundenlang vor dem Kassettenrekorder und habe die Songs aus dem Radio selbst aufgenommen. Manchmal war dann leider auch die Stimme des Moderators mit drauf. Diese Kassetten haben wir dann alle untereinander getauscht. So wie die Groschenromane aus dem Westen. Die wurden so viel hin und her getauscht, dass man irgendwann gar nicht mehr wusste, welches man schon gelesen hatte. Deshalb schrieb jede von uns vorne immer ihr Kürzel in die Hefte rein, die man ausgelesen hatte. Die Hefte sahen irgendwann aus – zerlesen und vollgekritzelt. Gelesen habe ich schon immer viel. Besonders gern natürlich Romane aus dem Westen. So habe ich auch Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“ oder „das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde gelesen. Die Klassiker aus dem Westen hat man in der DDR schon bekommen. Außer die Systemkritischen natürlich. Und die durch die Regierung unterdrückte Literatur aus dem Osten war auch schwer zu bekommen. 

Was war das eine besondere Teil, welches du dir selber in deiner Jugend gegönnt hast?

Ich war damals unglaublich stolz, als ich mir einen Walkman gekauft habe. Und einmal leistete ich mir rote Pumps, die sahen so gut aus. Oh, und ich war immer total stolz, wenn ich mir eine neue Jeanshose gekauft habe. Die waren am Anfang immer noch so wunderbar blau. Aber ich habe mir auch viel selbst genäht, um Geld zu sparen und weil die guten Klamotten nun einmal wirklich unglaublich teuer waren. Von T-Shirts aus Baumwollwindeln, bis zu einem Bleistiftlederrock aus einem Stück Leder, welches niemand mehr wollte. Das war auch noch in meiner Lehrzeit so, da man nicht so viel Lehrgeld bekam und ich auch Wohngeld in dieser Zeit an meine Eltern zahlte.

Was für eine Lehre hast du absolviert?

1983 habe ich eine Lehre als Facharbeiterin für Lagerwirtschaft im Großhandel WTB angefangen. Das hat mir zuerst so gar kein Spaß gemacht, denn es war auch nicht das, was ich werden wollte. Alles war so dreckig immer in den riesigen Hallen. Wir haben Paletten voll mit Waren des täglichen Bedarfs für die einzelnen Einkaufsläden gepackt. Mit der Zeit wurde es aber angenehmer, man gewöhnte sich ja auch an die Arbeit. Und sie brachte mir auch einen großen Vorteil, denn ich saß direkt an der Quelle. Wir hatten innerhalb des Betriebes sogar einen eigenen Laden nur für die Mitarbeiter. Konsummäßig hatte ich ab da an gar kein Problem mehr.

Kannst du dich an Produkte erinnern, die als Mangelware in der DDR gehandelt wurden?

Oh ja. Ketchup zum Beispiel. Und Pflaumenmus. Und natürlich Obst, aber das ist ja nicht gerade ein Geheimnis über die DDR. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, haben wir echt die ulkigsten Sachen als Tauschware eingesetzt. Ketchup und Pflaumenmus für eine Schallplatte. Das klingt jetzt so verrückt, aber damals waren diese Dinge wertgleich.

Und heute? Auf welche Produkte aus der DDR greifst du bewusst zurück?

In den 90er Jahren habe ich erst einmal wirklich vermehrt nur West-Produkte gekauft, doch mit den Jahren kehrt man dann doch wieder zu einigen Ost-Produkten zurück. Wie zum Beispiel Kati Mehl und der leckere Aufstrich Naschi mit Kokos. Oh und Nudossi, weil das einfach viel nussiger schmeckt als Nutella. Und natürlich auch den Bautzener Senf und den leckeren Born Ketchup aus Thüringen. Einige besonders leckere Dinge gab es offensichtlich wohl doch.

Kaffee, Seife, Schokolade: Westpakete für die Ostverwandtschaft
Interview mit Dirk Kolter
„Wir haben Dinge in die Pakete gelegt, die für uns total normale Gebrauchsgegenstände waren. Für unsere Verwandten in der Zone waren es jedoch echte Luxusgüter.“

Wir treffen uns mit meinem Arbeitskollegen Dirk Kolter zum Mittagessen. Geboren im Jahr 1970, lebte er bis zur Wende 1989 in der BRD, der Großteil seiner engsten Verwandten jedoch in der DDR. Es ist eine Situation, in welcher sich viele deutsche Familien durch den Ausbau der innerdeutschen Grenze und der Errichtung der Berliner Mauer befinden. Dass der Eiserne Vorhang jedoch nicht unbedingt eine Trennung auf Lebzeiten bedeutete, zeigen die Erzählungen des Zeitzeugen Dirk Kolters.

Wo sind Sie aufgewachsen? In einer ländlichen Gegend oder in einer Stadt?

Ich bin vor allem in einer ländlichen Gegend aufgewachsen.

Wann wurde Ihnen das erste Mal vom geteilten Deutschland erzählt beziehungsweise wann wurde Ihnen diese Situation bewusst?

Das muss so um 1972 bis 1973 gewesen sein. Meine Eltern telefonierten viel mit ihrer Familie drüben und schickten ihnen Pakete. Außerdem hatten wir ab und zu auch mal Besuch aus der Zone. Das habe ich natürlich schon früh mitbekommen.

Bei ihren Besuchen in der BRD haben Ihre Ost-Verwandten doch sicherlich etwas aus ihrer Heimat mitgebracht oder?

Ja, eine Menge sogar. Es war wirklich nicht nur so, dass die Westverwandten der Familie und den Bekannten bei ihren Besuchen in der Zone viel mitgebracht hatten. Meine Verwandten hatten einen ganzen Kofferraum voller Dinge dabei. Darunter viele aus Holz gedrechselte Gegenstände und Kerzen, aber auch echte Leckereien für uns Kinder, wie Katzenzungen und Puffreis. Davon konnte ich gar nicht genug bekommen als Kind. Und sie haben immer eine Menge selbst Geschlachtetes mitgebracht.

Wie häufig hatten Sie Besuch von Ihrer Ost-Verwandtschaft?

Sie kamen so ungefähr zwei bis drei Mal im Jahr zu Besuch. Nicht jeder hatte natürlich immer Zeit, deshalb verteilten wir unsere Ost-Verwandten auf unseren West-Verwandten jedes Mal sehr geschickt, damit jeder mal von jedem etwas hat, jeder mal jeden wiedersieht.

Haben Sie selber Westpakete gepackt?

Ja, das habe ich, sehr häufig sogar. Das Wohnzimmer meiner Oma war die Sammelstelle für die Pakete. Da saßen wir dann immer stundenlang und haben die Pakete gepackt. Durchaus mal zehn Stück gleichzeitig.

Und was haben Sie da dann immer so reingepackt?

Also was wir wirklich immer mitgeschickt haben war die Lux-Seife. Danach haben die Verwandten immer gefragt, sowie nach Kaffee und Süßwaren. Die Pakete wurden dann individualisiert durch Kleidung. Junge Frauen bekamen zum Beispiel ältere Kleidung von meiner Mutter, Kinder natürlich unsere alte Kinderkleidung. Und Strumpfhosen waren immer sehr gefragt. Die haben wir dann natürlich gekauft und ebenso dazugelegt.

Häufig legten wir auch noch geschorene Schafswolle dazu. Der Markt hierfür war in der BRD total zusammengebrochen, im Osten konnten scheinbar mehr Menschen etwas damit anfangen. Manchmal gab es auch Sonderbestellungen bei uns. Wenn zum Beispiel jemand ein Haus drüben gebaut hat, haben sie Sachen, wie Klamotten, bei uns bestellt, um diese dann gegen Steine und Co. unter der Ladentheke zu tauschen.

War Ihnen schon früh bewusst, dass es im Osten so einige Engpässe und Sortimentslücken gab?

Vor allem durch das Packen der Pakete wurde mir das bewusst. Wir haben Dinge in die Pakete gelegt, die für uns total normale Gebrauchsgegenstände waren. Für unsere Verwandten in der Zone waren es jedoch echte Luxusgüter. Das war schon schwer nachvollziehbar.

Und sind Sie auch in den Genuss gekommen, Pakete aus dem Osten geschickt zu bekommen?

Ja, so wie unseren Verwandten uns besuchen kommen durften, haben sie uns auch Pakete zu kommen lassen. Das waren dann die gleichen Dinge, die sie auch bei ihren Besuchen bei uns mitbrachten. Außer es gab mal wieder irgendeinen Engpass drüben. Und von den Fleischwaren wurde natürlich abgesehen. Für mich waren das Beste sowieso immer die Katzenzungen.

Gab es auch einen Markt für DDR-Produkte in der BRD?

Nein, nicht dass ich wüsste. Um zum Beispiel an Katzenzungen zu kommen, musste man schon jemanden im Osten haben, von dem man Pakete bekommen konnte. Oder man fuhr in die Zone.

Haben Sie Ihre Verwandten auch einmal in der DDR besucht?

Ja, häufiger sogar.

Erzählen Sie bitte ein wenig von Ihren Besuchen bei den Ost-Verwandten.

Das erste Mal bin ich 1977 in die Zone gefahren. Wir haben das Elternhaus meiner Mutter kurz vor dem Abriss besucht. Für mich war hier drüben damals alles immer so grau. Hier sah es original wie in den sechziger Jahre Reklamen der DDR aus. Als würde alles einem strikten Designkodex folgen. Alles sah so altmodisch aus. Da war kein Raum für Individualität. Außerdem hatte ich Angst in der DDR, weil sich meine Eltern jeden Tag auf der Polizeiwache melden mussten. Meine Mutter war nämlich eine Republikflüchtige. Dass meine Ost-Verwandten genauso wie meine West-Verwandten von der DDR immer nur als Zone gesprochen hatten, verringerte meine Furcht nicht gerade. Auch viele meiner Ost-Verwandten hielten nicht viel von der DDR. Sie waren eben nicht angepasste Menschen, die leider in der Zone lebten.

Sind Sie in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Sie vielleicht in dem deutschen Staat gelebt haben, welchen viele Menschen angeblich mit „besseren Konditionen und Lebensbedingungen“ verbanden?

Ja das bin ich. Das hat sich durch die Familie bemerkbar gemacht und dadurch, dass man wirklich freier reden konnte. Man hatte nirgends mit Zensuren zu kämpfen. Vor allem nicht mit der in den Köpfen der Menschen.

Was benutzen Sie heute bewusst aus dem ehemaligen Osten?

Eigentlich nichts. Nicht einmal Spee-Waschmittel, auch wenn das gut riecht. Ich lege viel Wert auf umweltbewusste und gesunde Produkte. Und ich bin wohl einfach nicht so markenorientiert, weshalb ich jetzt beim Kauf eines Produktes nicht darauf achte, ob es früher ein Ost- oder West-Produkt gewesen sein könnte. Ich betrachte Sachen heute von einem anderen Gesichtspunkt. So versuche ich Produkte zu kaufen, die von einem kleinen Händler sind, egal, ob aus Ost- oder Westdeutschland.

Eine Mutter erinnert sich
Interview mit Anneliese Heinrich
„Heute alltägliche Dinge wie eine gut riechende Seife waren in der DDR echte Sortimentslücken. Wollte man diese damals besonderen Dinge haben, ging das nur über Beziehungen.“

An einem Samstagnachmittag im Januar treffen wir Anneliese Heinrich in ihrem gemütlichen Wohnzimmer. Während sie noch den Kaffee kocht, erzählt sie uns schon einmal ein wenig über sich. Sie ist Jahrgang 1943, weshalb sie die DDR nicht nur als Kind und Jugendliche, sondern auch als Erwachsene und Mutter miterlebt hat.

Zu Beginn erst einmal eine allgemeine Frage: Was ist der Konsumgegenstand, der dich noch immer an die DDR erinnert?

Bei Obst und Gemüse denke ich immer an die DDR zurück. Das liegt daran, dass es davon einfach nicht so viel gab, alles war nur begrenzt vorrätig. Extrem war es immer mit Bananen und Orangen. Das hört sich jetzt so typisch für die DDR an, aber entspricht eben auch der Wahrheit. Orangen gab es zum Beispiel immer nur in der Weihnachtszeit und dann nur auf Zuteilung.

Du hast uns ja vorhin erzählt, dass du Verkäuferin warst. War das immer dein Traumberuf?

Es war schon zu meiner Zeit so, dass man sich die Berufe nicht immer aussuchen konnte. Man musste sich sehr bemühen, überhaupt eine Ausbildungsstelle zu finden. Jedenfalls eine, die wenigstens annähernd zu einem passt. Mein ursprünglicher Traum war es eigentlich, Kindergärtnerin zu werden. Da hätte ich aber immer bis nach Schwerin fahren müssen und die haben zu der Zeit, als ich eine Ausbildung gesucht habe, nicht gesucht.

Und wie ist es dann dazu gekommen?

Ich habe mich bemüht, eine Lehrstelle zu finden, welche sich nicht so weit entfernt von meinem Elternhaus befand und da hieß es bei mir in der Kleinstadt Brüssow bei Pasewalk, dass da eine Auszubildende im Konsum-Laden gesucht wird. Also habe ich mich auf gut Glück beworben und hatte auch ziemlich schnell ein Bewerbungsgespräch – und wurde zum Glück genommen.

Wie lang ging deine Ausbildung?

3 Jahre.

Und wurdest du danach übernommen?

Ja, ich wurde zum Glück übernommen.

Du sprichst häufig von Glück.

Ja, das liegt wohl daran, dass man einfach zu häufig von Personen gehört hatte, die eine Ausbildung machen mussten, die ihnen so gar nicht gefiel. Oder von Leuten, die in Jobs fest saßen, die sie nicht glücklich machten. Meine Arbeit in der Kaufhalle machte mich, nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, schon ziemlich glücklich.

Welche Vorteile hattest du durch deine Arbeit in der Kaufhalle?

Ich saß direkt an der Quelle. So hatten wir zum Beispiel verschiedenes Obst und Gemüse immer daheim.

Du warst ab deinem 22. Lebensjahr Mutter. Gab es irgendwelche Produkte, auf die sich deine Töchter besonders gefreut haben, wenn du sie von der Arbeit mit nach Hause gebracht hast?

Da fällt mir gerade nicht wirklich etwas ein. Ich habe leider nicht so viel verdient, so wie gefühlt jeder, den man kannte, weshalb auch kein Geld für Besonderheiten da war.

Was wolltest du immer haben, konntest es jedoch nie oder nur sehr schwer bekommen?

Zu meiner Zeit kamen die ersten Farbfernseher auf. So einen wollte ich schon sehr gerne haben. Man musste jedoch wirklich viele Groschen sparen, jede Mark dreimal umdrehen, um sich jemals so einen leisten zu können. So war es mit vielen Gegenständen. Nicht nur mit den Luxusgütern, sondern auch mit einfachen Alltagsgegenständen. Man musste zum Beispiel Möbel auf Kredit kaufen, so wie heute, doch damals ging es gar nicht anders, weil alles so unendlich teuer war, man gleichzeitig jedoch so einen geringen Verdienst hatte. Was ich damit sagen möchte, ist, dass man so einiges haben wollte, aber die Beschaffung einfach in sehr vielen Fällen so gut wie unmöglich war.

Erinnerst du dich an einen Produktengpass?

Ich erinnere mich sogar an so einige Engpässe. Ich kann euch keine genauen Daten sagen, aber eine Zeit lang war zum Beispiel die Butter so knapp. Butter wurde zu einem seltenen Lebensmittel. Sowohl die Tafelbutter als auch die Markenbutter. Mich hat der Engpass natürlich nicht getroffen, da ich ja direkt an der Quelle arbeitete. Aber ich erinnere mich noch, dass wir nur zweimal am Tag in der Kaufhalle Butter in Kartons in die Kühlung gestellt haben. Und die war ratzfatz weg, wir hatten gar keine Zeit, sie aus den Kartons auszuräumen und ordentlich ins Kühlregal einzusortieren. Es waren ja eh nur so wenige. 

Aber auch an Überplanbestände erinnere ich mich. Zum Beispiel gab es mal viel zu viele Eier. Die haben dann pro Stück nur noch einen Groschen gekostet. Also gab es wochenlang zu jeder Mahlzeit Eier bei uns. Diesen günstigen Preis mussten wir ja ausnutzen. Das Gleiche passierte auch mit Tomaten. Es gab so viele Tomaten, dass ein Korb mit 5 kg Tomaten nur noch eine Mark gekostet hat. Also gab es zu dieser Zeit sehr viele Tomaten und selbstgemachtes Tomatenmark bei uns.

Glaubst du, dass es dir besser ging als einige deiner engeren Freunde? Und wenn ja, war dir das bewusst?

Ja auf jeden Fall, weil ich ja an sämtliche Waren herangekommen bin. Das war kein Thema für mich.

Was war das Schönste, was du dir je selber gekauft hast?

Ich erinnere mich jetzt nicht an ein einzelnes, bestimmtes Teil. Aber dann und wann hat man sich mal ein schönes Kleid gekauft. Es nicht wieder selbst nähen zu müssen, sondern sich auch einmal ein modisches Teil kaufen zu können, war schon etwas Besonderes. Mehr fällt mir jetzt nicht ein, denn an sich selbst hat man ja immer erst zuletzt gedacht. Meine Kinder kamen immer an vorderster Stelle.

Hast du dich auch einmal an einer Schlange auf der Straße angestellt, ohne eigentlich zu wissen für was?

Ich glaube nicht. Zum einen arbeitete ich ja direkt an der Quelle, zum anderen haben wir vieles unter dem Tisch getauscht, wenn wir mal etwas gebraucht haben. Das war die sogenannte Bückware. Heute alltägliche Dinge wie eine gut riechende Seife waren in der DDR echte Sortimentslücken. Wollte man diese damals besonderen Dinge haben, ging das nur über Beziehungen. Von den Sortimentslücken gab es jede Menge in der DDR. Kein Wunder, dass so viele Leute immer sofort auf Warteschlangen vor den Geschäften ansprangen.

Hattest du Westkontakte?

Nein. Von Bekannten im Osten, die Kontakte im Westen hatten, haben wir aber auch mal was bekommen. Wie ein Stück Seife oder ein Stück Schokolade. Auch von der eigenen Friseurin. Denn viele Leute kamen aus dem Westen rüber zum Friseur, weil es bei uns wohl viel günstiger war. Die Kundinnen aus der BRD haben dann auch mal Kaffee, Schokolade und Seife mitgebracht.

Kannst du dich noch daran erinnern, was du dir als Erstes gekauft hast, als die Berliner Mauer am 09. November 1989 fiel und du das erste Mal in deinem Leben die BRD besuchen konntest?

Ja, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Wir haben einfach den Laden zugemacht und sind bei der Bornholmer Brücke rüber in den Westen gegangen. Einfach so. Die Menschen standen bis zur Schönhauser Allee runter, es war was los, das kann ich euch sagen. Im Westen warteten Busse, die uns an verschiedene Orte in Westberlin brachten.

Die Straßen waren vollgestopft mit Menschen, sodass wir kaum in einen Laden hinein gehen konnten. Es gab keine Körbe mehr und da man ohne Korb nicht abkassiert wurde, habe ich von den 100 Mark Begrüßungsgeld kaum etwas gekauft. Ich hab lediglich eine Kosmetikpalette für meine jüngste Tochter gekauft. Oh, und Mandarinen. Es war alles schon sehr überfordernd. Wo sollte man zuerst rein und was unbedingt kaufen?

Und heute? Auf welche Produkte aus der DDR greifst du bewusst zurück?

Ich kaufe nach wie vor Fit. Und Rotkäppchen Sekt, der kam früher so um die 10 Mark, heute 3,99 Euro. Ansonsten eigentlich nichts – ich finde die Qualität der West-Produkte nach wie vor besser.

Heiße Ware - Schwarzmärkte in der DDR
Interview mit André Gidde
„Die Regierung konnte die Bedürfnisse der Menschen nicht stillen, also mussten sie diese Art von Handel eben akzeptieren.“

Heute sprechen wir mit André Gidde. Der 1964 geborene Thüringer wächst in einem behüteten Umfeld in Jena auf. Mit 17 Jahren beginnt er eine Lehre als Elektronikfacharbeiter. Wie viele Jugendliche und Erwachsene nutzt er den Handel mit West-Produkten innerhalb der DDR, um an Anziehsachen und Musik aus der BRD zu gelangen, ohne ein Vermögen in den Intershops ausgeben zu müssen. Kurz nach dem Abschluss seiner Lehre besucht er das erste Mal einen Schwarzmarkt.

Kannst du dich daran erinnern, wann du das erste Mal auf einen Schwarzmarkt gegangen bist?

Ich war um die 19 Jahre alt. Ich hatte damals einen guten Kumpel, der ziemlich viel Geld besaß. Der wollte sich ein neues Auto kaufen. Also fuhren wir los nach Erfurt zu einem Autoschwarzmarkt. Das war schon ganz spannend, auch wenn ich selber nur als Begleitung und nicht als Käufer mitgefahren bin.

Und hat dein Freund sich ein Auto gekauft?

Da hat das Geld dann doch nicht gereicht, auch für meinen Kumpel nicht.

Hattest du Angst, erwischt zu werden?

Nein, gar nicht. Auf so einem Autoschwarzmarkt standen ja nicht immer nur illegale Fahrzeuge rum. Da wurden häufig auch Autos aus dem Osten zu völlig überhöhten Preisen verkauft, da man ja leider aufgrund der begrenzten Stückzahl ewig auf ein Fahrzeug in der DDR warten musste. Auch konnte man legale Autos hier einfach in anderen Währungen bezahlen.

Bist du auf weiteren Schwarzmärkten gewesen?

Schwarzmärkte weniger, aber man kannte ja Leute, die Dinge besorgen konnten und an die hat man sich dann gehalten. Da hat man einfach unter vier Augen gesprochen und gehandelt. Jeder kannte ja irgendwie jeden, weshalb auch jeder mal einen Tipp hatte, wo man zum Beispiel gut Westgeld tauschen konnte oder die besten Schallplatten aus dem Westen herbekommt. Man hat sich mit der Zeit ein Beziehungsgeflecht aufgebaut. Am besten war es eh, wenn man Westgeld hatte.

Ein besonderes Teil, was du über Beziehungen ergattert hast?

Ja und zwar eine Anorak Jacke aus dem Westen. 600 Mark hat die gekostet. Das war schon ein Ding. Lange Zeit mein liebstes Teil.

Waren die Preise vertretbar?

Nein, die waren schamlos. Wirklich schamlose Preise. Nach heutigen Maßstäben kannst du das gar nicht mehr berechnen. Aber abgezockt wurde man eh überall. Ob in den Läden, auf den Schwarzmärkten oder unter vier Augen.

Kanntest du jemanden, der seine Waren regelmäßig auf einem Schwarzmarkt vertickt hat?

Ja natürlich, ein paar Leute kannte ich schon. Aber wie gesagt, ich habe lieber unter vier Augen mit den Leuten gehandelt. Da hatte man schon das Gefühl, auch einen besseren Deal bei herauszuschlagen.

Hattest du das Gefühl, der Schwarzmarkt war wirklich illegal oder eigentlich im Sinne der Führung?

Offiziell illegal, aber er wurde geduldet. Weil es ja viele Dinge, die du da kaufen konntest, sonst nicht gab. Ich denke, dass das alles mit der Zeit so gewollt war.

Wie machte sich das für dich bemerkbar beziehungsweise wie kommst du darauf?

Dir hat niemand auf die Finger geklopft, Schwarzmarkt und Handel mit West-Produkten waren offene Geheimnisse. Den Händlern und Käufern ist nie etwas passiert soweit ich weiß.

Also denkst du, der Schwarzmarkt war unabdingbar für die Stillung des Bedarfs an Konsumgütern der DDR-Bevölkerung?

Ja, das war schon wichtig. Ein wichtiger Bestandteil des Konsumalltags in der DDR. Die Regierung konnte die Bedürfnisse der Menschen nicht stillen, also mussten sie diese Art von Handel eben akzeptieren.

Wäre die Situation in der DDR mit den Engpässen ohne den Schwarzmarkt und dem Handel mit West-Produkten deiner Meinung nach vielleicht früher eskaliert?

Ob es früher eskaliert wäre ist zu bezweifeln, aber der Schwarzmarkt hat auf jeden Fall den Druck herausgenommen. Man konnte die Leute besser ruhigstellen.

Hast du mal gesehen wie eine Razzia von statten ging?

Nein, gar nicht. Davon habe ich wirklich nie gehört.

Zum Schluss

Nachdem wir die Zeitzeug*innen getroffen und ihren ganz eigenen Geschichten über das Konsumieren in der DDR gelauscht haben, hat sich unser Bild vom Leben innerhalb der kommunistischen Diktatur verändert. Jede der sechs Personen, egal ob sie sich mit eher positiven oder negativen Gefühlen an das Konsumieren in der DDR erinnerte, hat uns gezeigt, wie unterschiedlich das Leben trotz der vielen Einschränkungen war. Ihre Erzählungen bezeugen uns, dass das Leben und die Konsumkultur nicht so eintönig und fremdbestimmt waren, wie sie so häufig im öffentlichen Dialog dargestellt werden.

Durch unser Projekt ist uns bewusst geworden, wie wichtig es ist, Erinnerungen von jedem einzelnen Menschen zu bewahren, um  vielseitige Beiträge für unser kollektives Gedächtnis schaffen zu können. Denn nur durch die Wiedergabe der Erfahrungen jedes einzelnen Menschen kann Geschichte für nachfolgende Generationen greifbar gemacht werden. 

 

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Weiterführende Literatur

Böhme, Katja/ Ludwig, Andreas (Hg.): Alles aus Plaste. Versprechen und Gebrauch in der DDR, Köln/Weimar/Wien 2012.

Merkel, Ina: Utopie und Bedürfnis. Die Geschichte der Konsumkultur in der DDR, Köln/Weimar/Wien 1999.

Salheiser, Axel: Konsum, Bundeszentrale für politische Bildung, online unter: http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/lange-wege-der-deutschen-einheit/47299/konsum?p=all, veröffentlicht: 30.03.2010 [Stand: 21.03.2019].

Vaizey, Hester: Born in the GDR. Living in the Shadow of the Wall, London 2006.

Wolle, Stefan: Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR. 1971-1989, 3. Aufl., Berlin 2009.

Museen und Dokumentationszentren

Homepage des DDR Museums Berlin – Daueraustellung: „Geschichte zum Anfassen. Eine Zeitreise in die DDR“

Homepage des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR, Eisenhüttenstadt – Dauerausstellung: „Alltag: DDR. Geschichten / Fotos / Objekte“

Homepage des Museums in der Kulturbrauerei, Berlin – Dauerausstellung: „Alltag in der DDR“

 

Quellennachweise

[1] Vgl. Kleinhardt, Jörn: Läden und Kaufhäuser in der DDR – HO, Konsum, Centrum Warenhaus und Co. Teil 2, online unter: https://www.ddr-museum.de/de/blog/archive/einkaufsvielfalt-der-ddr-ho-konsum-centrum-warenhaus-und-co warenhaus-und-co-teil-2 [Stand: 22.03.2019].

[2] Vgl. Kleinhardt, Jörn: Läden und Kaufhäuser in der DDR – HO, Konsum, Centrum Warenhaus und Co., online unter: https://www.ddr-museum.de/de/blog/archive/einkaufsvielfalt-der-ddr-ho-konsum-centrum-warenhaus-und-co warenhaus-und-co [Stand: 22.03.2019].

[3] Vgl. Haunhorst, Regina/ Zündorf, Irmgard: Biografie Erich Honecker, online unter: https://www.hdg.de/lemo/biografie/erich-honecker.html [Stand: 22.03.2019].

[4] Vgl. Grau, Andreas: Intershop, online unter: https://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-modernisierung/reformversuche-im-osten/intershop.html [Stand: 22.03.2019].

[5] Vgl. Zeitreise MDR: Mehr als Essen auf Rädern. Die Geschichte der Mitropa, online unter: https://www.mdr.de/zeitreise/ddr/mitropa-was-ist-das100.html [Stand: 22.03.2019].

[6] Vgl. Mohrmann, Ute: Lust auf Feste. Zur Festkultur in der DDR, in: Häußer, Ulrike/ Merkel, Marcus (Hrsg.): Vergnügen in der DDR, Berlin 2009, S. 32-51.

[7] Vgl. Kleinhardt, Jörn: Läden und Kaufhäuser in der DDR – HO, Konsum, Centrum Warenhaus und Co. Teil 5, online unter: https://www.ddr-museum.de/de/blog/archive/laeden-und-kaufhaeuser-der-ddr-ho-konsum-centrum-warenhaus-und-co-teil-5 [Stand: 22.03.2019].

[8] Vgl. Zeitklicks: West- und Ostzone?, online unter: http://www.zeitklicks.de/brd/zeitklicks/zeit/politik/frag-doch-mal-1/west-und-ostzone/ [Stand: 25.03.2019].

[9] Vgl. Lebensmittel-Lexikon Dr. Oetker: Artikel: Katzenzunge, online unter: https://www.oetker.de/lebensmittel-lexikon/ld/katzenzungen.html [Stand: 25.03.2019].

[10] Vgl. Zeitklicks: Flucht. Weg! Nur wie?, online unter: http://www.zeitklicks.de/ddr/zeitklicks/zeit/das-system/weg-nur-wie/flucht/ [Stand: 25.03.2019].

[11] Vgl. Tippach-Schneider, Sabine: Artikel: Überplanbestände, in: Das große Lexikon der DDR-Werbung, Berlin 2002, S. 310.

[12] Vgl. Schneider, Gerd/ Toyka-Seid, Christine: Eiserner Vorhang. Trennung von Ost und West im Kalten Krieg, online unter: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/das-junge-politik-lexikon/161031/eiserner-vorhang [Stand: 22.03.2019].

[13] Titelbild, Quelle: „Delikatessen“, Geschäftsauslage DDR (vermutlich in Leipzig), Florian Schäffer [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)]

Falls nicht anders angegeben: Bilder mit freundlicher Genehmigung des DDR Museums Berlin